Buchbesprechungen

Dandy Style – 250 Years of British Men’s Fashion von Shaun Cole, Miles Lambert

Die Manchester Art Gallery umfasst eine der größten britischen Sammlungen der Mode- und Kostümgeschichte. Dazu zählen etwa Kleidungsstücke aus der Zeit um 1600 bis hin zu Sport- und Berufsbekleidung sowie entsprechende Accessoires. Aus dieser beachtlichen Fülle haben die Ausstellungsmacher sowie führende Fachleute der Textilforschung ausgewählt und einen spannenden Blick auf die britische Männermode der letzten 250 Jahre geworfen, und zwar insbesondere auf den Look des Dandys. Das Ideal des Dandys verkörpert gewiss sein anerkanntester Vertreter Beau Brummell, eigentlich George Bryan Brummell (1778 – 1840). Sein Stil war fraglos elegant – und irgendwie gewagt und selbstverständlich der Perfektion des Geschmacks verpflichtet.

Der Look des Dandys hat eine lebendige Geschichte. Bis heute ist das Erbe von Beau Brummell, dem Dandy des Regency England, in der Kleidung der urbanen Dandys auf den Straßen, Cafés und Theatern wahrzunehmen. Das von Shaun Cole und Miles Lambert herausgebende Buch „Dandy Style. 250 Years of British Men’s Fashion“ feiert regelrecht jene 250 Jahre männlichen Selbstausdrucks und Lust am Experimentieren mit Farbe, Stoff und Accessoires.

Beide Autoren sind ausgesprochene Fachleute auf dem Gebiet der Mode: Shaun Cole ist außerordentlicher Professor für Mode an der Winchester School of Art, University of Southampton, und Miles Lambert ist Kurator für Kostüme an der Manchester Art Gallery. Sie haben für diese Publikation ein Team von Mode-Expert_innen gewinnen können, die Geschmack und Kunst, Kultur und Handwerk in ihren Untersuchungen miteinander verbinden. In acht Kapiteln betrachten die Autor_innen die Garderobe des modischen britischen Mannes und zeichnen regelrechte Porträts kreativer Männer, die als Dandy berühmt wurden und deren Stil als Element der Kulturgeschichte anzusehen ist. Ikonische Figuren, wie Oscar Wilde, Edward VIII. als Prinz von Wales und Gilbert & George zählen zweifellos zu den berühmtesten Vertretern der stilbewussten und Stile kreierenden Männern. Doch was war und ist der Dandy ohne Designer und Menschen, die die Inszenierungen der Extravaganz festhalten. So weitet sich der Blick ebenso auf bahnbrechende Designs von Vivienne Westwood, Ozwald Boateng und Alexander McQueen sowie auf die Porträts von Thomas Gainsborough und David Hockney.

Die Quellen der Autoren sind neben der Mode selbst, insbesondere Kunst und Fotografie, Modezeitschriften ebenso wie Modenschauen. Letztere ermöglichen es, die Verbindung von historischem Rückblick und dem Blick auf das aktuelle Geschehen zu erkennen. Dass es dieser Kontrast zwischen der Lust an der Provokation und dem Definieren des Respektablen ist, der den Dandy erst zum Dandy macht, dokumentieren die zahlreichen farbigen Abbildungen in herrlicher Weise. Da lässt es sich schwärmen beim Anblick ausgewählter Stoffe und Drapierungen, witziger Einfälle und dem charmanten Spiel mit Vorbildern aus der Welt der Kunst und Musik. Aufschlussreich wird auf diese Weise die Entwicklung eines untypischen männlichen Stils, der zweifellos verwoben ist mit männlicher Identität, sichtbar gemacht. Dabei schärfen die Autor_innen die Vorstellungen von dem, was eigentlich unter Eleganz, Uniformität und Spektakel zu verstehen war und ist. Wer ist dabei eigentlich ein Dandy unserer Zeit? Oder besser: Wie wird man zu einem Dandy unserer Zeit? Was trägt der elegante Gentleman? Der kulturhistorische Blick auf die Männermode der vergangenen zweieinhalb Jahrhunderte wirkt dabei nicht nur erhellend, sondern ebenso inspirierend und unterhaltsam.

Dandy Style
250 Years of British Men’s Fashion
Shaun Cole, Miles Lambert
Ausgabe in englischer Sprache
ISBN:9780300254136
Yale University Press
168 Seiten, 115 farbige und s/w Abbildungen